Kapitel 41

Drückende Hitze lastete schwer auf der Stadt, die Sonne selbst war dunstverschleiert. Kein Lüftchen regte sich. Das Taxi stand permanent im Stau und hatte leider keine Klimaanlage. Was für ein Wetter, dachte Eva entnervt, was für ein Wetter! Die Fahrt vom Busbahnhof nach Hause war ihr anstrengender vorgekommen als die ganze Rückreise. Jammernd und ächzend schleppte sie sich und ihr Gepäck die Treppen hoch. In der Wohnung stand die Luft, doch sie widerstand ihrem ersten Impuls, sämtliche Fenster aufzureißen: draußen war es viel schlimmer, hier drin war es wenigstens einigermaßen erträglich. Ohne groß Zeit mit Auspacken zu verschwenden, stellte sie sich unter die Dusche.

Bei einem großen Glas Eistee, überflog die Post, die während ihrer Dienstreise für sie eingetroffen war. Es war nichts Wichtiges dabei, nichts, was sie daran gehindert hätte, unverzüglich bei Alexanders Eltern anzurufen und mitzuteilen, dass Alexander auf ihr Betreiben hin mit ihr in den sonnigen Süden gefahren und dort verschwunden war. Da ging die Wohnungstür auf: ein Aufschub.

Mit aschfahlem Gesicht kam Marianna herein. Ihre Augen waren gerötet. Ihre Hand zitterte heftig, als sie eine für ihre blutrünstigen Schlagzeilen bekannte Tageszeitung auffallend behutsam auf den Tisch legte.

"Rauschgiftsüchtiger Deutscher im Ausland tot aufgefunden"

Unter der Schlagzeile befasste sich ein kurzer Absatz mit gewagten Details und makabren Ausführungen . Daneben, undeutlich zwar, aber zweifellos echt, prangte die Ablichtung eines deutschen Personalausweises. Der Text war nicht zu lesen, das Passfoto hatte einen Balken vor den Augen, aber beide erkannten Alexander sofort.

Das Glas fiel zu Boden und zersprang in tausend Stücke. Eva und Marianna sahen sich wortlos an. Es gab nichts mehr zu sagen.

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