Kapitel 34

Das Gespräch mit der Gräfin dauerte nur kurz, und keinesfalls lang genug, um Marianna zu beschwichtigen. Sie war so sauer, auf sich selbst, weil sie sich von so einem Bürschchen derart den Kopf verdrehen ließ. Sie brauchte unbedingt einen Drink, einen richtigen Drink. Doch sie musste sich mit Champagner begnügen, etwas Härteres gab es zu ihrem Leidwesen nicht. Wider besseres Wissen, stürzte sie ein Glas in einem Zug hinunter, was prompt dazu führte, dass sie sich verschluckte. Sie schüttelte sich wie ein nasser Hund und unterdrückte im letzten Augenblick einen unhöflichen Rülpser. Champagner war für ihre momentanen Trinkgelüste das denkbar ungeeignetste Getränk. Sie würde einen anderen Ort aufsuchen müssen, um das zu bekommen, was sie wollte. Sie nahm sich dennoch ein weiteres Glas, ging damit nach draußen auf die Terrasse. Diesmal trank sie in angemessenen Schlucken und zündete sich dazu eine Zigarette an. Ihre Wut verflüchtigte sich so gemächlich wie der Zigarettenrauch, dem sie hinterherstarrte, als könne sie darin eine Antwort finden.
Sie verstand nicht, was über sie gekommen war. So etwas hatte sie nun doch wirklich nicht nötig. Wenn einer nicht wollte, so wie sie ... es gab doch genug andere, die nur zu gern ... Oh nein, das war auch nicht der Grund gewesen, sondern etwas ganz anderes. Gefühle, unbändige Gefühle, hatten ihr Handeln bestimmt: zügellose Eifersucht und zügellose Lust ... Eifersucht sollte ihr Handeln bestimmt haben? Das war völlig unmöglich! Es konnte gar nicht sein. Sie und eifersüchtig? Niemals! Völlig unmöglich! Oder doch? Oder wie? Oder was?

"Er ist gegangen."
"Was? Wer? Von wem reden Sie?"
"Sie wissen genau, von wem ich rede!" sagte die Gräfin und lächelte maliziös. Sie wusste zwar nicht, was sich hinter der verschlossenen Tür zwischen den beiden abgespielt hatte, konnte es sich aber aufgrund ihrer reichhaltigen Lebenserfahrung und ihrer außergewöhnlichen Kombinationsgabe sehr gut denken. Mit tränenfeuchten Augen und völlig aufgelöst, war der junge Mann aus dem Raum gestürmt und sein Gesichtsausdruck hatte Bände gesprochen, ebenso wie derjenige von Frau Meinhard wenige Minuten zuvor. Verdrießlich, mürrisch und ein ganz klein wenig zerknirscht, mittlerweile eher gleichgültig; ein Mann hätte es nicht besser gekonnt! "Meine Teuerste, ich rede von diesem hübschen Jungen, der nur Augen für sie hat. Sie sind wahrlich zu beneiden. Er ist ein Juwel. Er hat ein treues Herz. Sie können ihm alles beibringen, was er wissen muss. Von Ihnen wird er alles annehmen. Sie müssen gut zu ihm sein und vorsichtig, damit Sie sein Herz und seine Seele nicht zerbrechen. Hören Sie auf Ihre Gefühle, auch wenn Ihnen das nicht leichtfällt und nehmen Sie den Rat einer erfahrenen Frau an. Er ist zu schade für ein flüchtiges Abenteuer."

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