Der Pinguinlöwe

In einer Zeit, fern von unserer, lebte einmal ein Pinguinlöwe auf einer Insel mitten im Meer. Jeden Morgen setzte er sich auf einen Felsen, ließ die Beine baumeln und schaute aufs Meer hinaus. Dabei lehnte er gemütlich an einem alten Sack und eine Palme spendete Schatten.

Eines Tages nun sah er in der Ferne ein Schiff, das rasch näherkam. Zuerst freute er sich und winkte aufgeregt, denn es war selten, dass ein Schiff vorbeikam, denn seine Insel lag weit abseits. Als er aber die Totenkopfflagge oben am Mast entdeckte, machte er sich ganz klein. Schließlich ankerte das Schiff ganz nah vor dem Felsen, auf dem der Pinguinlöwe saß.
Der Pirat hatte große Steine an Deck, halbe Felsbrocken fast, die er sogleich mit Wucht ins Wasser warf. Das platschte so heftig, dass der Pinguinlöwe auf seinem Felsen ganz nass wurde und sich ärgerte. Genau das hatte der Pirat im Sinn: er wollte den Pinguinlöwen ärgern, ihn drankriegen, ihn übers Ohr hauen, und ihn schließlich ausrauben – so wie das Piraten eben tun.
"Ich suche etwas!“ rief der Pirat und brüllte dabei so laut, dass die Palme auf dem Felsen erzitterte. „Kannst du mir helfen?"
"Wieso sollte ich dir helfen?“ rief der Pinguinlöwe zurück, der sich seinen Teil schon dachte. „Ich weiß gar nicht, was du suchst!“
„Oh doch!“ brüllte der Pirat zurück, „du weißt ganz genau, was ich suche und wenn du mir nicht sofort deinen Schatz gibst, bist du tot!" kam der Pirat zur Sache, zog eine Pistole aus dem Hosenbund und zielte auf den Pinguinlöwen. Dabei schaute er so grimmig, wie nur Piraten grimmig schauen können. Auf den Pistolenkugeln war 'extra für Pinguinlöwen' eingraviert, aber es war keine echte Waffe, der Pirat wollte nur drohen. Das konnte der Pinguinlöwe natürlich nicht wissen und bekam es mächtig mit der Angst zu tun. Seine Knie schlotterten ganz fürchterlich und der Pirat lachte ihn aus mit seinem grässlichen Gelächter.
„Du hast gewonnen, ich geb‘ dir meinen Schatz, nur tu mir nichts“, willigte der Pinguinlöwe nach einer Weile ein. Er hatte gerade eine Idee, trotz aller Angst. „Aber“, rief er mutig hinterher, „ich will ein Fass voll Rum dafür! Hier schau! Du bekommst einen ganzen Sack voll mit schönen großen weißen Perlen.“
Er fasste in den Sack, holte eine Handvoll Perlen heraus und ließ sie einzeln zurückfallen. Oh, was war das für ein herrliches Geräusch. Der Pirat bekam große Augen und wurde ganz gierig auf den Perlensack.
„Sobald du das Fass ins Wasser wirfst, werfe ich die Perlen rüber!“
„Einverstanden, so machen wir das“, brüllte der Pirat zurück und hob ein Fass hoch, wie zum Beweis, dass er es ernst meinte. Das Fass jedoch war, wie alles auf diesem Schiff, an ein Seil gebunden, und an diesem wollte es der Pirat wieder an Bord hieven, sobald er die Perlen hätte.
Gemeinsam zählten sie "eins"„ "zwei", drei“ - und dann warfen sie:
Das Fass plumpste ins Wasser, der Sack plumpste auf das Deck, der Pirat plumpste auf den Hosenboden und schaute dumm.

Der Pinguinlöwe war nämlich fix ins Wasser gesprungen und hatte das Seil genau in dem Augenblick durchgeschnitten, als der Pirat angefangen hatte, es hochziehen. Dann schwamm er geschwind auf die andere Seite der Insel. Das Fass konnte er praktischerweise an dem restlichen Seil hinter sich herziehen. Da saß er nun und lachte sich mächtig eins ins Fäustchen, weil er den Piraten so gut drangekriegt hatte: Perlen hatte er wie Sand am Meer, aber Rum war stets knapp. Und nun war wieder ausgesorgt für eine ganze Weile.

Ende

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