Die Mondbasis

Die letzte Mondfähre von Groß-Strawblegg landete planmäßig im Hangardeck der Basis SIB-V.12. Die Zufuhr von transzendentalen Sedativa in der Atemluft wurde eingestellt. Die Andockautomatik arbeitete reibungslos. Ein Seufzen ging durch das Raumschiff als der Antrieb abschaltete. Die hinteren Schotts im Hangar schlossen sich, die vorderen sanken und Sauerstoff flutete über die äußere Hülle der Fähre. Durch den Kontakt mit dem Sauerstoff veränderte sich die Farbe an den Seiten und glitzernd flossen die strawblegschen Nationalfarben vom Bug zum Heck. Die Besatzung war zwischenzeitlich vollkommen wach und bereit zumVerlassen des Schiffes. Die Reise war zu Ende.

Basis SIB-V.12 war die einzig verbliebene Station von einstmals fünfzehn Einheiten. Alle anderen waren zu Beginn des Krieges aufgegeben und weitgehend abgebaut worden. Übrig waren nur noch die großen Kuppeln, die seit nunmehr fast 250 Jahren den unwirtlichen Bedingungen auf dem Mond stand hielten.

„Achtung! Der General Stellvertreter!“ schnarrte es durch die Lautsprecher und die wachhabenden Soldaten standen stramm, während der General Stellvertreter in den Hangar einfuhr. Das große Ausstiegsschott des Schiffes glitt auf. Der erste Offizier trat heraus und salutierte vor dem General Stellvertreter und überreichte ihm die Mappe mit den neuen Befehlen für die Station.
Dann trat er zur Seite. Geführt von den Unteroffizieren, torkelten mehr als sie gingen, mit gefesselten Händen und leerem Blick, 300 junge Frauen und Männer aus dem Schott. Der General Stellvertreter musterte sie leidenschaftslos. Er wusste längst, was in der der schwarzen Mappe drinstand, so wie er auch wusste, dass das die letzte Fähre für lange, lange Zeit sein würde. Es war sein Auftrag, mit den hier vorhandenen Ressourcen die ultimative Waffe zu entwickeln. General Strawblegg hatte alles, aber auch wirklich alles, was er zusammenkratzen konnte in die letzten drei Schiffe gesteckt und mit diesem, dem letzten nun, kam das menschliche Rohmaterial, mit dem er zu arbeiten hatte. Er musterte sie noch einmal kritisch. Nun wohlgenährt waren sie, aber waren sie auch robust? Er hätte lieber mit Bauern und Soldaten gearbeitet, die waren zäh, aber auf der Erde mehr als Mangelware und wenn, sicher so verhungert und ausgezehrt, dass es auch nicht besser gewesen wäre.
„Bringt sie in ihre Unterkunft!“ befahl der General Stellvertreter. „Entgiftet sie und lasst sie dann schlafen, bis sie von selbst aufwachen.“
Die wachhabenden Soldaten trieb die Horde der jungen Menschen dorthin, wo sie hinsollten, die Wissenschaftler teilten sich routiniert in Gruppen auf und eilten zu ihren Arbeitsplätzen. Die Maschinerie zur Entwicklung der ultimativen Waffe kam in Gang.

No Internet Connection