Das Ende

Die Länder der Erde waren durch den fast hundert Jahre dauernden Krieg in viele Kleinstaaten zersplittert, das Land großflächig verwüstet. Milliarden von Menschen tot oder obdachlos, dem Hungertod nahe. Die Überlebenden ballten sich irgendwo zusammen an Orten wo sie sich Besserung versprachen. Seuchen grassierten und der Tod hielt reiche Ernte. So viele Menschen überall auf der Erde, tot, verschleppt oder schlimmeres. Die Nahrungsmittellieferungen aus den Kolonien eingestellt, das Land verwüstet und brachliegend, Regierungen und Militärs handlungsunfähig.
Michael M. Strawblegg, oberster General von Groß-Strawblegg, dem größten Staat des Nordamerikanischen Kontinents, mit Kolonien in Europa und auf dem Mond erkannte es als erster: Der Krieg war zu Ende. Zu Ende ganz einfach deswegen, weil es nicht mehr genügend Soldaten gab, die Computer, Kanonen und Kampfjets hätten bedienen können.
Um diese Zeit etwa, es war Frühjahr, ging in den Residenzen der wohlhabenden strawblegger Bürger, von den Kriegsgräueln, seinen Seuchen und Hungersnöten bisher weitgehend verschont, ein Grauen anderer Art um. Die Elitetruppe des Generals, sonst nur an hohen Festtagen zu sehen, marschierte täglich durch die Straßen. Sie klopften an die Türen der wohlhabenden und gut genährten Bürger und  verhafteten, willkürlich wie es schien, deren Söhne und Töchter. Man hielt es zunächst für eine Zwangsrekrutierung zur Verstärkung der Truppen und erwartete täglich die Bestätigung der Heeresleitung. Die kam jedoch nie, dafür aber kehrten einige Wenige nach ein paar Wochen zu ihren Familien zurück, gehirnentleeert, wie es schien, und zu nichts mehr zu gebrauchen. Gerüchte blühten auf, eines unglaublicher als das andere: von Entführung durch Außerirdische bis hin rituellen Opferungen für einen alten Kriegsgott war alles dabei. Mit dem Start von Groß-Strawbleggs letzter Mondfähre, endete auch die Verhaftungswelle.
Ein Jahrzehnt später dann, in einer Mittsommernacht, verkündete der General das Ende des Krieges, den Abschluss eines Waffenstillstandsabkommens zwischen allen Ländern der Erde und wie viel besser es allen bald gehen würde. Der General war ein großartiger Redner, schon immer gewesen, und immer wieder war es ihm gelungen, die Bürger von Strawblegg zu bewegen und zu überzeugen. Wer noch ans Energienetz angeschlossen war, konnte die ihm zujubelnde Menschenmenge mit eigenen Augen sehen. So gelang es auch denjenigen zu hoffen, die ringsum nur auf verzweifelte Gesichter schaute. Die Menschen von Strawblegg glaubten ihm, weil sie ihm glauben wollten, denn was hätten sie sonst tun sollen, ohne zu verzweifeln.

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