Langeweile

Eines Tages überraschte Eva ihren Freund Alexander, wie er mit einem Stock auf das vertrocknete Gestrüpp in den Blumenkübeln einschlug.
"Was machst du denn da?" fragte Eva entgeistert. „Du benimmst dich wie ein Fünfjähriger!“
"Oh ... äh ... nichts ...", stammelte Alexander, wurde rot und versuchte, ein Plastikschwert hinter seinem Rücken zu verbergen.
Eva nahm es ihm energisch aus der Hand und tippte sich an die Stirn.
"Du wirst es nicht glauben," erklärte er rechtfertigend, "aber ich habe es unter meinem Kopfkissen gefunden. Und da dachte ich, wenn es schon mal da ist ... nun .. vielleicht muss ich dich ja mal verteidigen ... und da musste ich doch ausprobieren, wie es in der Hand liegt", setzte er mit ungewohntem Humor hinzu. "Ich werde es gleich im Müll versenken, es ist viel zu leicht und zu stumpf."
Eva musste wider Willen lachen, als sie ihn so sah. Ein schöner Ritter war er, in der Tat! Die Haut ging an der Nase und an den Schultern in unappetitlichen Fetzen ab, seine Haare hatte er statt zu waschen einfach zusammengebunden. Seit Tagen hatte er sich nicht mehr rasiert. Das kurze Intermezzo seiner ritterlichen Übungen brachte sie jedoch nur für einen Sekundenbruchteil zum Lachen. Den Ärger über seinen verlotterten Zustand und die Unfähigkeit einer sinnvollenBeschäftigung nachzugehen, ließ sich von seinen ritterlichen Absichten nicht besänftigen. Sie hatte aber im Moment so gar keine Zeit, mit ihm zu streiten. Und sie verschob die dringend notwendige Aussprache zwischen ihnen auf ein anderes Mal.
„Ich muss jetzt los, ich hab reichlich zu tun!“ sagte sie statt eines Abschiedswortes. „Wir sehen uns heute Abend!“ rief sie noch, als sie schon an der Tür stand.
Doch Alexander reagierte nicht und noch bevor die Tür ins Schloss gefallen war, malträtierte er erneut mit seinem Plastikschwert das Gestrüpp in den Blumenkübeln.


No Internet Connection