Yaurien

Das „Frimm“ war ein sauberes Haus, die Zimmer großzügig bemessen und das Personal freundlich. Es gab eine Badewanne auf jedem Zimmer und heißes Wasser aus der Leitung. Aber daneben gab es nichts, was nicht ausschließlich praktischen Zwecken diente. Die Edle DaiRa Janibarasinn von Seisjanisnova war so entsetzt, dass sie erst blass wurde dann rot und dann einen Schreikrampf bekam.
Das Stubenmädchen kümmerte sich nicht darum. Die feinen Damen und Herren, vor allem diejenigen aus Hulan, bekamen regelmäßig einen Kulturschock, wenn sie zum ersten Mal Yaurien besuchten. Die einen passten sich schnell an und benahmen sich anständig. Die die anderen gingen auf ihre Schiffe zurück und kamen nie wieder. Es war jedes Mal eine kleine Wette wert.
Die Badewanne war mittlerweile vollgelaufen und das Wasser hatte die richtige Temperatur. Feiner Lavendelduft erfüllte die Luft. Es wurde Zeit, dass die Dame in die Wanne stieg. Täte sie das nicht unverzüglich, würde das Wasser wieder kalt und die ganze Arbeit wäre umsonst getan. Umsonst arbeiten, davon hielt man in Yaurien nichts, also versetzte sie ihr eine kräftige Ohrfeige. Das Geschrei hörte schlagartig auf.
"Verzeiht, Gnädigste, ich hatte keine andere Wahl. Sie waren schon ganz rot im Gesicht und ich fürchtete um Ihr Leben" sagte das Mädchen und knickste dezent. Auch wenn hierzulande die Adligen aus Hulan belächelt wurden, so behandelte man sie doch mit einiger Höflichkeit. Blieben sie, waren sie gern gesehene Gäste, denn sie zahlten großzügig sobald ihnen klar wurde, dass die Dinge hierzulande anders waren. "Bitte sehr, das Badewasser ist bereit. Es wird Ihnen gut tun nach den vielen Tagen auf See. Entspannen Sie sich in aller Ruhe, bis zum Nachtmahl ist noch Zeit."

DaiRa begab sich also ins Bad, kleidete sich aus und stieg in die Wanne. Eine ganze Weile gab sie sich ganz dem Genuss hin, bis ihr Gedankenfluss stecken blieb: dieser hysterische Anfall hätte niemals passieren dürfen! Ihr wurde nachträglich noch ganz flau. Mehr als sonst, hatte DaRoc sie alle eindringlich vor den Gefahren einer tief greifenden Identifikation gewarnt. Das war eine böse Falle, in die man tappen konnte. Gelegentlich brauchte es sogar die Hilfe anderer, um wieder herauszukommen. Blieb man gar unbemerkt in einer anderen Gestalt stecken, lebte man fortan dieses eine Leben weiter, bis dieser Körper schließlich starb. Und dann starb der Janima mit ihm.
Wie konnte das bloß passieren, fragte sie sich bang, DaRiv hat mich doch extra darauf hingewiesen, dass im Lande Rinoman das Adelsprivileg nichts gilt, wie konnte ich mich so vergessen? Sie holte tief Luft, einmal, zweimal, dann stieg sie aus der Wanne aus und zog sie sich an. Ein Spaziergang vor dem Abendessen, dachte sie, wird mir guttun, wie gut, dass nur das Mädchen mich so gesehen und gleich so beherzt reagiert hatte, vielleicht sollte ich sie mitnehmen, so eine praktisch veranlagte Person könnte so manches Unheil verhindern. Dann schob sie alle Gedanken beiseite, und nahm nur noch die Umgebung mit allen Sinnen auf. So schlenderte sie durch den Park bis ein tiefer Gong ertönte, der zum Abendessen rief.

Die Brüder indes hatten keine Schwierigkeiten mit dem Ablegen der Privilegien, zumal es ihnen gar nicht gefallen hatte, als Untergebene ihrer Schwester dazustehen. DaRiv, der noch in Hulan herausgefunden hatte, wie die Dinge liefen im Lande Rinoman, hatte noch am Vorabend ihrer Abreise von Montablu für alle unauffällige, aber qualitativ hochwertige Garderobe besorgen lassen. Das hochherrschaftliche Gepäck war an Bord geblieben; sie brauchten das alles nicht mehr.
Als sie später im Esszimmer eintrafen, waren aus den geckenhaften Gefolgsmännern und der vornehmen Alisai seriöse Handlungsreisende geworden, was in Yaurien als respektabler Beruf galt, den Frauen und Männer gleichermaßen ausübten. DaiRa war nun wieder eine unter Gleichen.

Gleich nach dem Essen verließen die Brüder das Haus. Es war ihnen allen ein dringendes Bedürfnis, sich vom erzwungenen Beieinandersein der letzten Zeit zu erholen. DaiRa, die ihren Zustand als äußerst labil bewertete, ging zu Bett, das schien ihr das sicherste.
DaRec, DaRic und DaRav zog es zum Hafen, dort würden sie sicher alles bekommen, wonach ihnen der Sinn stand: alkoholische Getränke für DaRec und DaRic, eine handfeste Rauferei für DaRav.
DaRiv hingegen suchte das städtische Auskunftsbüro, erfuhr aber nichts Interessante. Er bezahlte sogar den Sondertarif für besondere Auskünfte, erfuhr aber nichts, was seine Neugier angestachelt hätte. Hier gab es nichts Besonderes. Trotz seiner Größe war Yaurien nichts weiter als ein Dorf. Die Einwohner waren genügsam, arbeiteten viel und gingen früh zu Bett. So begab er sich auf sein Zimmer und legte sich hin. Es gab sonst nichts anderes zu tun. Um DaiRa kümmerte sich ein Zimmermädchen und um seine rauf- und sauflustigen Brüder würde sich bald die Stadtwache kümmern. Die Schenken und Läden schlossen hierzulande deutlich vor Mitternacht. Gut organisiert, diese Leute von Yaurien, dachte DaRiv und schmunzelte. Besonders beeindruckend fand er die Sitte des gemeinsamen Abendessens, was er für eine soziale Meisterleistung hielt. Das Abendessen wurde in ganz Yaurien und in den umliegenden Gehöften und Weilern ungefähr zur selben Zeit eingenommen. Befand sich jemand um diese Zeit noch auf der Straße, wurde er von der Stadtwache unverzüglich nach Hause oder in seine Unterkunft eskortiert. Das Abendessen war die wichtigste Mahlzeit des Tages und deshalb wurde man zur Not an irgendeinen Tisch gesetzt. Damit bekamen selbst die Elenden und Gestrandeten zumindest eine warme Mahlzeit am Tag. Im Übrigen kümmerte man sich um solche Leute nicht besonders, denn Arbeit gab es für jeden und wer nicht arbeitete, erntete statt Mitleid nur Unverständnis.
Es gab hier nichts, was DaRivs Sinne angestachelt hätte. Er rechnete allerdings fest damit, später am Abend noch jemand für eine vergnügliche Nacht zu gewinnen. Geheime Leidenschaften brodelten immer irgendwo, versteckt und vergraben, nur darauf wartend, von ihm gefunden und geweckt zu werden. Er war sicher, dass dieser Gasthof keine Ausnahme sein würde, selbst nicht in einer so braven Stadt wie dieser.

DaRoc indes hatte es nur eilig, schnellstmöglich wollte er weiter, unbedingt und um jeden Preis. Er war voller Unruhe, fühlte sich wie getrieben, was ihm nicht passte, doch ein Innehalten war nicht auszuhalten und so machte er sich auf den Weg zur Reisevermittlung.
Die Reisevermittlung war schnell erreicht. DaRoc erklärte, wohin, wieviele Personen und wieviel Gepäckstücke, und bekam den passenden Fahrplan samt Preisliste ausgehändigt. Einmal die Woche ging ein Zug Richtung Yau, die nächste war zu seiner Erleichterung schon für den nächsten Tag angekündigt.
Die Transportkosten richteten sich nach Menge und Entfernung, soweit war dies nicht ungewöhnlich. Jedoch wurde ihm erklärt, dass es einen gewissen Verhandlungsspielraum gab mit dem Sik, den DaRoc sich als eine Art Schaffner vorstellte. Ein Überbleibsel aus alten Zeiten, so erklärte der Vermittler, eine reine Formsache, die allenfalls zum Tragen kam, wenn der Sik einen Preis verlangte, der niedriger war als derjenige auf der Liste. Weiterhin, so wurde ihm erklärt, musste der Fahrpreis zum Ende der Reise bezahlt werden, würde man unterwegs aussteigen, wollen, was jederzeit möglich war, würde der bis dahin angefallene Fahrpreis abgerechnet, jedoch nur dann, wenn es Ersatzreisende gab, wenn nicht würde ein Zuschlag fällig, der eigenständig mit dem Sik auszuhandeln sei. Darüberhinaus war noch eine Vermittlungsgebühr fällig, die sofort zu bezahlen war. DaRoc bezahlte und folgte dem Burschen zu der Stelle, wo die Züge abgingen.
DaRoc verlor einen langen Augenblick die Fassung, konnte kaum glauben, als ihm gewahr wurde, dass der Bursche ihn zu einer Karawanserei gebracht hatte. Aufgrund der bisherigen Gespräche hatte er eindeutig mit einem anderen Fortbewegungsmittel gerechnet. Die Karawanserei war ein prächtiges Gebäude und er blieb stehen und ließ das Gewimmel von Mensch und Tier auf sich wirken. Ein mit bunten Markisen beschatteter Hof, auf welchem die Tiere in lockerer Formation untergestellt waren, wurde umrahmt von einem Säulengang, die teils offen waren, wie der, durch den er soeben eingetreten war. Teils waren Gebäude angebaut, die den unterschiedlichsten Zwecken dienten. Daroc folgte seinem Führer die Stufen hinab zu einer Stelle, an der eine blaue Fahne hing.
„Hier mein Herr, müsst Ihr euch morgen in der früh einfinden, hier geht die Fahrt los“, erklärte der Junge ihm. „Ihre Wirtin wird einen Knecht mit Ihrem Gepäck schicken, also sollten Sie noch vor dem zu Bett gehen alles packen und bereitstellen.“ Daroc nickte mechanisch. „Sie sind wunderschön!“, sagte der Bursche andächtig, „ohne sie, müssten wir zu Fuß gehen und alles selber tragen.“ Dann lachte er los, als hätte er einen guten Witz gemacht, den DaRoc jedoch nicht verstand.
DaRoc hatte die riesigen, sechsbeinigen Tiere schon auf der Straße gesehen. Sie vereinten das Aussehen einiger ihm bekannter Nutztier, aber als schön konnte man sie beim besten Willen nicht bezeichnen. Er wollte auf solch einem Tier keine so weite Reise unternehmen, sie sahen gefährlich und rochen ziemlich unangenehm. Er fragte den Burschen, ob es nicht auch eine Schiffsverbindung nach Yau gebe, denn er glaubte sich zu erinnern, dass ein großer Strom die Städte miteinander verband. Der Junge antwortete prompt, doch erst als der Bursche ihn am Ärmel zupfte und die Hand auffordernd hinhielt, war sein Gehirn in der Lage, diesen ausgemachten Unsinn, den er gerade gehört hatte, zu begreifen: Weil es die Nikaito beleidigen würde, wurde in ganz Nos nicht ein einziges Stück auf dem Wasser befördert. Nur Fähren kreuzten die Flüsse dort, wo es keine Brücken gab. Die Händler aus Yaurien, sie waren die einzigen fahrenden Händler des nördlichen Nos, waren mit dieser Art des Transportwesen sehr zufrieden waren, und so gab es niemanden, der auf den Gedanken hätte kommen können, ihnen mit Lastschiffen Konkurrenz zu machen.

Am frühen Morgen führte DaRoc seine Geschwister in der Karawanserei und erheiterte sich kurz an ihrem Erstaunen, bevor er sie zu der blauen Fahne führte, die nun, da die Abreise kurz bevor stand, nahe einem großen Torbogen im Wind flatterte. Dort versammelt stand schon eine größere Gruppe, die still dem Verladen des Gepäcks zusah, das war offensichtlich die Reisegruppe. Um sie herum wuselten die Nuto, in blauen langen Gewändern, geschlitzt an den Seiten, mit gleichfarbigen Hosen darunter und offenen Sandalen. Die sechs Janibarasinn gesellten sich zu der Gruppe, nickten höflich und warteten denn ebenfalls. Als alles Gepäck verladen war, wurden Dreiergrüppchen zusammengestellt, die jeweils zu einem Nikaito gebracht, und mittels einer Leiter in die Sitze kletterten, je zwei rechts und links, der dritte obenauf. Vorne im Nacken des riesigen Tiers saß der weiß gewandete Sik mit einem blauen Turban um den Kopf. Er führte das Tier mittels blauer Bänder, die leicht im Wind flatterten. Offensichtlich benötigte das Nikato keine Zügel, denn es kannte auch ohne das Zutuns seines Führers den Weg.
Nicht nur DaRoc, auch die anderen waren mehr als nur skeptisch gewesen, was diese Reiseart anging. Als sie jedoch in den Sitzen Platz genommen hatten, waren sie angenehm überrascht, denn es saß sich dort überaus bequem. Jeder Sitz verfügte über ein Dach und Seitenverkleidungen, die bei Bedarf aufgespannt oder eingerollt werden konnten. Der dahinter liegende Lastentragsattel hatte enorme Ausmaße. Das darauf aufgetürmten Kisten, Truhen, Koffer und Körbe schwankten kaum, als sich das Nikato in Bewegung setzte, so gut war alles gestapelt, so straff waren die Seile gespannt.
Lieber hätten die sechs Janibarasinn zusammen gesessen, aber es war notwendig, Reisende und Gepäck gleichmäßig aufzuteilen. Die Nikaito mochten es, so hatte man ihnen vor der Abreise erklärt, den Gesprächen der Reisegäste zu lauschen, was ihnen eine fadenscheinige Ausrede schien, denn sie bemerkten schnell, dass eine Unterhaltung gar nicht so einfach möglich war. Man saß doch relativ weit auseinander.
Sie bemerkten auch schnell, dass die Menschen hierzulande die Nikaito nicht als Tiere betrachteten, sondern als gleichgestellte Wesen. Sie hegten und pflegten sie mit unvergleichlicher Hingabe. Das lag daran, dass sie sehr genau wussten, was sie an ihnen hatten. Nikaito waren robust, fast unverwüstlich sogar und genügsam waren sie überdies: alles was das Land an Flora und Fauna zu bieten hatte, war ihnen als Nahrung dienlich. Und schlussendlich waren sie ausdauernd und belastbar. Drei ausgewachsene Personen samt Gepäck konnte ein einzelnes Tier ohne Anstrengung befördern; die Leute aus Yaurien waren groß gewachsen und keine Leichtgewichte. Um das Wunderwerk von Sitz- und Lastengeschirr auf den Rücken eines Nikaito zu hieven, brauchte es einen Kran. Diese sechsbeinigen Ungetüme waren die praktischsten Tiere, denen die Janibarasinn jemals begegnet waren, darin waren sie sich schnell einig.
Eine Nikaito-Karawane war das perfekte Transportsystem, vorausgesetzt man hatte es nicht allzu eilig. Perfekt, das war das Wort gewesen, mit dem eine junge Frau, ihm, dem offenkundigen Fremden, die Nikaito angepriesen hatte. Was wollte man, hatte sie ihm mit leuchtenden Augen erklärt, die Lastkutschen einsetzen, die in anderen Gegenden benutzt wurden? Das brachte nur Ärger und Verspätungen, mal streikte das Getriebe, mal verwüstete ein Unwetter die Straße und brachte eine ganze Karawane zum Stillstand. Und ein Stillstand war immer ein großes Ärgernis, denn dann wollten die Händler ihre Transportgebühren nicht in voller Höhe bezahlen.
Ein Manko gab es aber doch: Es gab es nichts und niemand was ein Nikaito in der Dunkelheit in Bewegung versetzen konnte, denn die Nikaito waren nachtblind. In den Augen der Menschen hierzulande war dies jedoch kein Mangel, denn in der Nacht sollte der Mensch ruhen; arbeiten konnte man auch bei Tageslicht noch genug. Und da alle so dachten und allen die Nachtruhe heilig war, war noch niemand auf den Gedanken, nächtens zu reisen, nur um schneller zu am Ziel sein.

Nachdem sie die Stadt und die umliegenden Gehöfte hinter sich gelassen hatte, verlief die Straße entlang des Flussufers. Die Straße gabelte sich und führte nun zweispurig weiter. Schatten spendende Bäume und bunt blühende Gewächse wuchsen am Straßenrand und auf dem breiten Mittelstreifen. Vogelgezwitscher untermalte das leise Rauschen des Flusses. Die lauten Worte, die sich Reisende zuwarfen, verstummten allmählich und eine ausnehmend geruhsame Reisestimmung breitete sich aus.
Die Nikaito hätten ohne Pause bis zum Abend marschieren können. Die Menschen waren indes nicht so robust. Für sie wurde um die Mittagszeit an einem Unterstand angehalten, wo man eine kräftige Suppe serviert bekam, sich frischmachen und ein bisschen die Beine vertreten konnte.

Die Siks und ebenso die Nutos, die auch hier herumwuselten, gingen sparsam mit Worten um, doch umso reichhaltiger war die Anzahl der verschiedensten Schnalz- und Pfeiflaute, die für die Verständigung mit den Nikaito benutzt wurde. Es kam gar nicht so selten vor, dass sie sich untereinander ebenfalls mit diesen Lauten verständigten. Sie betuttelten und betätschelten die Nikaito in einem fort, vergleichbar den ausufernden Zärtlichkeiten, mit denen Großmütter ihre Enkel überschütten. Die Nikaito genossen das ganz offensichtlich. Die Augen geschlossen, taten sie laut schnaubend und grunzend ihr Wohlgefallen kund.

Am frühen Abend erreichte der Zug den Gasthof, wo man die Nacht verbringen würde. Knechte und Mägde strömten aus Tür- und Toröffnungen heraus und nahmen sich der Menschen an. Nach den vielen Stunden im Sattel war man froh über ein heißes Bad und ein warmes Essen. Um die Nikaito kümmerten sich, unter den kritischen Blicken der jeweiligen Sik, zahlreiche NuTo. Nikaitos, die voll ausgelastet waren mit Fracht und Reisenden waren geradezu belagert. Die nicht voll ausgelasteten Tiere bekamen deutlich weniger Aufmerksamkeit. Käme man mit einem Sik oder einem NuTo ins Gespräch, so würde man viel über die Launenhaftigkeit des Schicksals, über Besitzverhältnisse und Beförderungsentgelte erfahren. Aber normalerweise kam man mit ihnen nicht ins Gespräch, sie blieben lieber unter sich.
Natürlich gelang es DaRiv, eine von ihnen aus der Reserve zu locken, eine junge NuTo im ersten Lehrjahr und voller Hoffnung, bald zur Sik aufsteigen zu können. Das Aufsteigen war ganz wörtlich zu nehmen, denn nur wer die Zügel in der Hand hielt, war ein Sik und kassierte das Beförderungsentgelt. Das lag daran, dass die Nikaito niemandem gehörten. Ganz im Gegenteil waren sie diejenigen, die sich einen Sik aus der Menge der Nuto auswählten. Das war der Grund, warum es in den Karawansereien der Überlandgasthöfen nur so wimmelte von NuTo. Es bestand jederzeit die Chance, dass ein Nikaito unterwegs einen anderen Sik auswählte. So waren die Sik letztendlich die einzigen, die ein gewisses Risiko trugen. Für alle anderen war eine Überlandreise so riskant wie ein Spaziergang im eigenen Garten. Räuberische Überfälle gab es nur in legendären Erzählungen. Im gesamten Nordland von Nos gab es nichts, was es woanders nicht auch gegeben hätte. Es gab nichts, was sich zu stehlen lohnte, denn alle hatten genug. Und da sie sehr genügsam waren, brauchten sie auch nicht viel. Die Nikaito selbst ließen sich weder verkaufen noch entführen. Wollte sie einer führen, den sie nicht mochten, bewegten sie sich einfach nicht.

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