Zuerst

waren die DRAGs dumpfe Einzelgänger und trafen nur zur Paarungszeit aufeinander, danach gingen sie wieder getrennte Wege. Mütter kümmerten sich nicht mehr um ihre Kinder, sobald diese laufen konnten. Sie ernährten sich von allem, was essbar war; frisches Fleisch war ihnen jedoch am liebsten. Was das anging, waren sie nicht wählerisch und machten sich gelegentlich sogar über Artgenossen her. Die Jagd war schwierig für sie, denn sie waren groß und verstanden sich nicht aufs Anschleichen. Was sie schließlich einfangen konnten erschlugen sie mit der bloßen Faust, rissen es auseinander und fraßen es sofort. Ihr Hauptsiedlungsgebiet war die Hochebene von Varagorm, wie sie dort hinkamen, ist jedoch nicht bekannt.

Die DAGs erlangten das Bewusstsein nicht als schleichenden Prozess zufälliger Erkenntnisse. Bei ihnen gestaltete es sich als ein plötzlich aufflammendes Feuerwerk, so gewaltig wie das Gewitter, das diesen Prozess begleitete. Der Himmel wurde nachtdunkel mitten am Tage. Gewaltige Blitze schlugen Krater in die Erde und vereinzelt fingen Bäume Feuer. Normalerweise ertrugen sie jedwede Wetterlage ohne Regung, aber an diesem rannten die DRAGs, von atavistischer Angst getrieben, ziellos um ihr Leben.
Diejenigen, die in den Höhlen am Fuße des Berges Unterschlupf fanden, trafen dort auf andere ihrer Art, darunter einige, die paarungsbereit waren und auch jetzt taten, was sie immer taten, wenn die Natur ihr Recht einforderte. Ob der Funke auch auf andere übersprang und es zur ersten Orgie aller Zeiten kam, ist nicht überliefert, aber es kann vermutet werden. Als alle Triebe befriedigt und das Gewitter vergangen war, wagten die DRAGs sich wieder nach draußen.
Draußen wuchsen Gulderbäume. Die Früchte dieser Bäume waren mittelgroß, länglich und von ausgesprochen schlechtem Geschmack. Die reifen Früchte waren von einem Alkaloid durchsetzt, das für die meisten Bewohner der Hochebene giftig war. Einzig die großen Überlandvögel, die im Frühjahr und im Herbst im Tal rasteten, vertrugen diese Frucht. Das alles wussten die DRAGs zwar nicht, aber sie aßen nicht davon, denn die Frucht war selbst für die DRAGs zu bitter. An diesem Morgen jedoch waren sie allesamt fast verhungert und sie verschlangen die am Boden liegenden Früchte, die glänzten wie frisches Fleisch. Nicht alle DRAGs überlebten diese Fressorgie. Aber diejenigen, die später wieder zu sich kamen, sahen sich an und erkannten sich selbst.

Es dauerte danach einige Zeit bis sie zu Sprache und zu einem mehr oder weniger geordneten Sippengefüge gelangten. Doch trotz des Feuers, das sie mit der Zeit gelernt hatten zu hüten, fraßen die DRAGs ihr Fleisch immer noch roh und schlürften das Blut am liebsten immer noch frisch und warm. Doch sie hörten auf, sich gegenseitig zu fressen.
Schon von jeher waren sie langlebige Geschöpfe, aufgrund dessen sie nun eine besondere Verbindung zur ihrer Umgebung aufbauten, teils spiritueller, teils beobachtender Natur, was ihre Empfindsamkeit enorm steigerte. Sie begriffen das Geheimnis von Werden und Vergehen und machten sich dies im Laufe der Zeit auf vielerlei Art zunutze. Es gelang ihnen sogar, mittels Schwangerschaftskontrolle das Wachstum der Gemeinschaft auf ein für alle erträglichen Maß zu beschränken. So lebten sie friedlich miteinander, wobei ihnen zugutekam, dass ihnen als einstige Einzelgänger, der Drang nach Macht oder Dingen fehlte. Sobald sie satt waren, ergingen sich in allerlei philosophischen Betrachtungen und entwickelten großes Geschick in der Heilkunst.

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